14.12.2008

sued,sueden,suedlichst

anders als urspruenglich geplant, radelte ich erst mittwoch gegen halb zehn gen sueden. zum einen hat es montag geregnet, zum anderen fand dienstag abend ein jazzkonzert unter dem motto “rising stars” statt.

dabei handelt es sich, um ein von der cajasol(spanische bank) gesponsertes jazzfestival mit 3, an unterschiedlichen tagen stattfindenden kostenlosen konzerten professioneller kuenstler. schon das zweite dieser arrengements war ein grosser genuss fuer meine ausgehungerten ohren. doch nummer 3 machte schliesslich am dienstag abend einen riesensatz auf rang nummer 1. feinster nu-jazz a la buggee wesseltoft durchstroemte den, an einen theater-oder kinosaal erinnernden konzertsaal.

die vier aus italien stammenden musiker kombinierten auf, nach meinem geschamack, vortrefflichste weise klarinette, sax, kontrabass, drums und posaune und liessen noch einige elektonische elemente einfliessen, was der komposition den letzten schliff gab.

wie verzaubert verliess ich mit den beiden, aus den staaten stammenden maedels den ueberfuellten saal, um ins coloniales, einer der leckersten tapasbars sevillas einzukehren. das linke auge von caitlin aus ohio ist zweifarbig und ich fragte mich den ganzen abend, warum sie sich in sevilla und nicht in new zealand aufhaelt (o;

an der hosteleigenen bar mixte mario mir schliesslich meinen letzten drink(hm klingt ein bisschen pathetisch…)-einen white russian.

nach knapp 6h schlaf trat ich nach ausgiebigem auf-wiedersehen-sagens in die nach einem monat schon leicht verstaubten pedalen meines geliebten “schoki” schon wenige umdrehungen spaeter begann das mir schon bekannte freiheitsgefuehl alle gliedmassen bis in die letzten nervenenden meines nach bewegung verlangenden koerpers zu durchstroemen. darauf hatte ich unterbewusst schon die ganze zeit gewartet, mich so manchen tag seltsam schlapp und demotiviert gefuehlt, ohne wirklich zu wissen warum. und da war sie auf einmal wieder, diese unbaendige energie vorwaerts, immer vorwaerts zu streben. die flache wegstrecke machte es mir letztendlich moeglich die 142km bis zu meinem ziel das auf einer landzunge liegende cadiz an der atlantikkueste in nur 5 1/2h zu ereichen…

die provinzhauptstadt cadiz wurde der legende nach von herkules gegruendet, der sich den guenstigen standort der insel(erst im 17jhd. wurde es zur heutigen halbinsel)zu nutze machte. wie viele staedte suedspaniens wurde auch cadiz lange zeit durch das zepter der mauren regiert, was sich auch hier in der architektur wiederspiegelt. allerdings ist das heutige cadiz in das neue, von hochhaeusern und das alte, wunderschoene von vielen kleinen plaetzen und antiken gebaeuden gepraegte zu unterscheiden. dass die einstmals bluehende handelsstadt auch eine wichtige strategische funktion innehatte, wird durch die beiden kastelle deutlich, von denen eins weit vorgelagert,nur ueber eine schmale zufahrtsstrasse ereichbar, das andere, erst im 17jhd. erbaute und lange als gefaengnis fuer reiche dienende naeher an der eigentlichen stadt liegt.(schachtelsatz?)

nachdem ich genug vom begehen der stadt hatte, machte ich mich zu einem ausgedehntem dauerlauf am schier endlos langem strand auf. ich rannte weit,weit,weit, bis in den gluroten sonnenuntergang hinein. mit leichtem schmerz, in den eigentlich schon am tag zuvor ueberstrapazieten knien, schleppte ich mich zurueck in das hostel “casa caracol” (schneckenhaus).

morgengrauen. die fuer mich mittlerweile angenehmste zeit zu sportlichen hoechstleistungen aufzubrechen. nach 125km gemuetlichen radelns, manchmal nach weg fragens(zwei beamten der guardia civil waren sehr an reise und rad interessiert und liessen bereitwillig fotos von sich schiessen)ereichte mein rad mit mir die suedlichste stadt spaniens - tarifa, da wo sich atlantik und mittelmeer quasi guten tag sagen. nach nun schon fast 5000km radfahrens ist er endlich erklommen - europas suedlichster punkt.

was danach kam laesst sich nur superschwer in worte fassen. ich versuchs mal so: die letzten 45km bis zu meinem ziel(la linea bei gibraltar)werde ich wohl nie vergessen. es fing mit einem einfach nicht endenwollendem anstieg an und endete mit einer regengepeitschten, ueberfuellten autobahn rasender autos und schlimmer noch lkws. ich hatte selten in meinem leben mit solch einer angst zu kaempfen, besonders an ein-und ausfahrten, da dort die vehikel zu meiner rechten und linken seite vorbeirasten. und nein das hatte nichts mit veruecktheit oder nervenkitzel zu tun. in spanien faehrt einfach niemand rad, so dass sich der ausbau des strassennetzes einfach mal nicht lohnt.

wohlbehalten, uebergluecklich und durchnaesst kam ich schliesslich in la linea an. selten hat sich eine dusche so gut angefuehlt.

seit vorgestern befinde ich mich nun schon in algodonales, einem kleinen ort, voll von begeisterten paraglidingtouristen. was ich hier mache? ein praktikum, d.h. ich werde hier quasi als guide fuer outdooraktivitaeten ausgebildet. hauptsaechlich geht es hier bei andalucianadventure um wander,mountainbike-und klettertouren. allerdings bietet das unternehmen auch noch eine breitgefaecherte auswahl an anderen aufregenden aktivitaeten, wie z.b. paragliding, kanufahren, paintball uvm. hier fuehl ich mich wohl!!

heute waren wir biken in der wunderschoenen landschaft andalusiens. da es die letzten tage staendig regnete stellte sich das ganze als aeusserst schlammige, aber dadurch umso aufregendere tour heraus. auch eine flussdurchquerung war mit im programm, bei der das halbe rad im wasser verschwand und ein fahren unmoeglich machte. es hiess daher absteigen und waten(wobei das noch sehr human ausgedrueckt ist).

ich erwarte mir hier eine spannende zeit vieler erfahrungen und bereicherungen fuer mein leben. bis mai bleibe ich definitiv hier…in suedspanien (;

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